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NEWS CD PROJEKT RED: Höherer Börsenwert als Ubisoft

geschrieben von foobar am 20.05.2020, 15:50 Uhr

https://www.worldofcyberpunk.de/media/content/cp_2077_e3_2019_27.png

Gegenwärtig geistert die Meldung durch die Medien, dass CD Projekt die aktuell „wertvollste Spiele-Firma Europas” sei. Dies berichtet unter anderem die Seite Videogameschronicle. Begründet wird es mit der Beobachtung, dass der Börsenwert von Ubisoft, dem bisherigen Spitzenreiter, bei 8,12 Mrd. Euro liege, während CD Projekt mit 8,13 Mrd. Euro knapp darüber liege.

Beim Börsenwert (auch Marktkapitalisierung genannt) handelt es sich um den Wert, den man erhält, wenn man den aktuellen Kurs der Aktie mit der Anzahl der gegenwärtig im Umlauf befindlichen Aktien multipliziert. Eine Firma mit 1.000 Aktien im Umlauf, von denen jede 30 Euro wert ist, hätte also eine Marktkapitalisierung von 30.000 Euro. Da der Aktienkurs stetig fluktiert, ändert sich auch der Börsenwert ständig. Aktuell (20.05.2020, 15:47 CEST) liegt laut Yahoo Finance beispielsweise der aktuelle Börsenwert von CD Projekt bei 8,482 Mrd. Dollar, der von Ubisoft bei 8,322 Mrd Dollar.

Was sagt uns das aber eigentlich? Antwort: Nicht viel. Die Marktkapitalisierung ist ein ungefährer Indikator für die Größe eines Unternehmens, wenn man es vergleicht mit anderen Firmen in der selben Branche zur selben Zeit. Handelt es sich aber wirklich um den echten Wert eines Unternehmens? Rein theoretisch und unter der Annahme, dass alle Aktien im Umlauf sind, stellt der Börsenwert die Summe dar, die man auf den Tisch legen müsste, wollte man das Unternehmen komplett kaufen. Und getreu dem Motto: Etwas ist immer so viel wert, wie jemand anderes bereit ist, dafür zu bezahlen, wäre die Marktkapitalisierung also tatsächlich der „Wert” der Firma. In der Praxis ist die Sache aber natürlich nicht so einfach. Häufig liegen Übernahmeangebote über diesem Betrag. Unter anderem auch deshalb, weil oft eben doch nicht alle Aktien im Umlauf sind (also frei gehandelt werden). Und fängt man damit an, Aktien aufzukaufen, steigen die verbliebenen oft im Wert (Angebot und Nachfrage und so), so dass die zuletzt gekauften Aktien teurer sein können als die zuerst gekauften. Wollte man eine der beiden Firmen also wirklich komplett kaufen, müsste man unter Umständen einen anderen (und vermutlich höheren) Betrag zahlen. Und vielleicht wäre das dann der richtige „Wert”.

Da der Aktienkurs die Berechnung bestimmt, richtet sich der Börsenwert letztlich danach, wie die Spekulanten an der Börse gegenwärtig die Zukunft der beiden Unternehmen einschätzen. Ob diese Einschätzung dann wirklich korrekt ist, ist eine zweite Frage. Letzten Endes sind Börsenkurse vor allem für die Leute interessant, die in großem Umfang Aktien besitzen (aka: die Reichen). Dem kleinen Otto Normalgamer kann es mehr oder weniger egal sein. Zudem reden wir hier natürlich nur vom ökonomischen Wert, nicht dem ideellen. Ein Publisher, der große AAA-Spiele veröffentlicht und sich hartnäckig dem Trend zu Mikrotransaktionen, DRM und dem ideenlosen Wiederaufbrühen der selben Spielkonzepte ad nauseam widersetzt, mag uns Spielern viel mehr wert sein als dessen Konkurrenz. Selbst, wenn die vielleicht höhere Kapitalisierungen hat. EA in den USA mag bspw. mit 35 Mrd. mehr wert sein als Ubisoft und CD Projekt zusammen. Aber haben wir als Spieler was davon?

Bleibt als Fazit: Für Spieler positiv ist, dass bei CD Projekt offenbar nicht mit Liquiditätsengpässen oder anderen Problemen in der nächsten Zeit zu rechnen ist, so dass Cyberpunk 2077 wohl in Ruhe fertig entwickelt werden düfte. Ein wenig bedenklich mag stimmen, dass Unternehmen ab einer gewissen Größe dann auch schnell anfangen, sich in ihren Entscheidungen nach den Anforderungen des Kapitalmarktes und der Anleger zu richten. Nicht nach den Bedürfnissen der Kundschaft. Wollen wir also hoffen, das CD Projekt der neue Ruhm nicht zu Kopf steigt.