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NEWS CD PROJEKT RED: (Kein) Ärger im Paradies

geschrieben von foobar am 16.10.2017, 23:00 Uhr

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Der Oktober bringt nicht nur buntes Laub, sondern auch Flecken auf der weißen Weste von CD Projekt Red. Ende September haben gleich mehrere hochrangige Entwickler das polnische Studio verlassen.

Mateusz Piaskiewicz, seines Zeichens Lead Level Designer, wechselte zum ebenfalls in Polen beheimateten und durch die Neuauflage der Shadow Warrior Reihe bekannt gewordenen Studio Flying Wild Hog. Senior Gameplay Producer Derek Patterson kam bei Techland (Call of Juarez, Dead Island) unter. Der Projekt Manager Ovidiu Traian Vasilescu fand bei V11 Studio Game ein neues Zuhause. Und Michal Stec, der als Senior Art Producer als CDPR-Veteran gelten durfte, ist zwar bei CD Projekt Red weg, scheint aber noch keine neue Anstellung gefunden zu haben und erkundet gegenwärtig die Welt.

Schnell schossen Spekulationen ins Kraut, diese Abgänge stünden in Zusammenhang mit den seit längerem kursierenden Berichten über katastrophale Arbeitsbedingungen bei dem polnischen Entwickler. Ob dem wirklich so ist, ist gegenwärtig allerdings unklar. Unseres Wissens hat keine der oben aufgeführten Personen bisher öffentlich Stellung dazu genommen.

Natürlich ist CD Projekt Red ein großes Studio. Bei über 300 Entwicklern ist eine gewisse Personalfluktuation unvermeidlich. Allerdings handelt es sich bei oben genannten Personen nicht um irgendwelche kleinen Rädchen, sondern um Leute, die wichtige Rollen in einem Projekt spielen.

Und bei der Plattform Glassdoor, auf welcher Arbeitnehmer anonym ihren Arbeitgeber bewerten können, kommt CD Projekt Red dann auch nicht sonderlich gut weg. Auch hier muss man natürlich kritisch hinterfragen, inwieweit die Bewertungen vertrauenswürdig sind. Ein frustrierter Mitarbeiter, der sich aufgrund seiner Anonymität ohne rechtliche Konsequenzen mal eben Luft machen will, findet bei solchen Portalen natürlich eine Spielwiese vor.

Allerdings tauchen manche Kritikpunkte immer wieder auf, selbst bei Bewertungen, die insgesamt positiv sind. So sei das Management mit dem plötzlichen Wachstum des Unternehmens nach dem Erfolg der Witcher-Reihe überfordert, habe keinen Draht zu den Mitarbeitern, höre nicht auf deren Vorschläge und Eingaben, setze unrealistische, häufig wechselnde und widersprüchliche Zielvorgaben und erzwinge unnötige Crunchtime (Phasen längerer Überstunden). Talentierte Leute würden stets nach einiger Zeit das Handtuch werfen und durch weniger qualifiziertes Personal ersetzt werden. In den höheren Rängen sei die Atmosphäre zunehmend toxisch und geprägt von politischen Ränkespielen. Wen man kenne und welche Beziehungen man habe sei wichtiger als Talent und Kenntnisse der Materie.

Nun hat CD Projekt Red, vertreten durch Marcin Iwiński und Adam Badowski, selbst beim Kurznachrichtendienst Twitter eine Stellungnahme veröffentlicht. Diese geht allerdings nicht direkt auf die Vorwürfe oder die oben genannten Personen ein. Vielmehr gibt man sich allgemein und unverbindlich, und stellt fest, dass bei derart großen Studios nun mal immer auch jemand geht. Und natürlich versichert man, dass die Personaländerungen keinerlei Auswirkungen auf Cyberpunkt 2077 haben werden.

Soweit erst einmal ein alltägliches und nicht besonders spannendes Konzerndementi, welches genauso auch bei EA oder Ubisoft hätte stehen können. Lediglich in einem Punkt hebt sich die Mitteilung ein wenig davon ab: In dem Hinweis, dass der Erfolg ihrer Arbeitsweise ihnen Recht gäbe. Jedes Projekt, das man bisher angegangen habe, sei zur damaligen Zeit unmöglich erschienen. Seit jeher seien die Spiele ambitioniert und man habe immer nur eine Vorstellung davon gehabt, wie das fertige Produkt werden solle. Nicht jedoch davon, wie man dorthin gelange. Dazu sei jedes Mal eine konzentrierte, gemeinsame Anstrengung erforderlich gewesen, bei der eben manchmal auch das Rad neu erfunden werden musste. Auch wenn manch einer meinte, dass doch alles schon ganz gut funktioniere. Diese Arbeitsweise sei nun mal nicht für jeden etwas.

In einem Punkt haben Iwiński und Badowski sicherlich recht: Cyberpunk 2077 wird weitergehen. Ein derart großes und teures Projekt, in dem mit Sicherheit bereits eine beträchtliche Menge an Kapital versenkt wurde, wird man nicht von Einzelpersonen abhängig machen. Inwieweit das Endergebnis von dem Personalwechsel beeinflusst wird, wird man aber wohl nie wirklich einschätzen können. Dafür müsste man das fertige Spiel dann mit einer Version aus einem Paralleluniversum vergleichen, in welchem die oben genannten Entwickler das Studio eben nicht verlassen haben.